DeepSeek – Wie Chinas KI-Wunder Nvidia 600 Milliarden kostete!
Zu Beginn des Jahres ließ der chinesische KI-Entwickler DeepSeek mit der Präsentation seines R1-Modells die Aktienkurse US-amerikanischer Tech-Unternehmen stark einbrechen. Der Nasdaq 100 verlor 3%. Er ist der weltweit wichtigste Technologieindex und repräsentiert die 100 größten Unternehmen der USA, die nicht im Finanzsektor tätig sind. Ihm gehören u.a. Google, Amazon oder Apple an. Der Chiphersteller Nvidia verlor sogar ganze 17%. Doch was war der Grund für diesen massiven Kurssturz? Die Tatsache, dass China nun ins KI-Business eingestiegen ist? Nun, hauptsächlich, aber es gab noch einen entscheidenden Grund. Die genauen Hintergründe und warum das Ringen der Weltmächte USA und China nun auch den weltweiten KI-Markt beeinflussen wird, erfahren Sie in diesem Artikel.
Inhalt:
Wie entstand DeepSeek?
DeepSeek wurde 2023 als Forschungslabor in Hangzhou (杭州) in Ostchina von Liang Wenfeng (梁文锋) gegründet. Wenfeng ist einer der drei Gründer des Hedgefonds HighFlyer, welcher auf automatisierten Aktienhandel durch maschinelles Lernen setzt. DeepkSeek war ursprünglich ein Nebenprodukt, welches sich mit der Erforschung von KI auch außerhalb des Finanzsektors beschäftigte. Der internationale Durchbruch für das Unternehmen kam im Januar 2025, als der Konzern das LLM (Large Language Model) DeepkSeek R1 präsentierte. Das Revolutionäre an diesem KI-Bot ist, dass er deutlich stärker als westliche Modelle auf Reinforcement Learning setzt. Das bedeutet, dass er nach einem Trial-and-Error-Verfahren selbstständig Lernstrategien entwickelt, statt vordefinierte Muster zu verfolgen. Man kann sich das so vorstellen, als würde ein Mensch ohne Anleitung nur durch Versuche und das positive oder negative Feedback eine Fähigkeit erlernen. Diese Methode ist anfangs fehleranfälliger, erlaubt es aber, ohne Lehrplan, also theoretisch selbstständig ohne Grenzen zu lernen. Außerdem veröffentlichte DeepSeek den kompletten Code, es handelt sich daher um ein Open-Source-Projekt. Entwickler können den Code einsehen und kommerziell oder nichtkommerziell weiterentwickeln, ändern oder nutzen. Allerdings sind die Trainingsdaten nicht öffentlich zugänglich.
Welche technologischen Meilensteine hat DeepSeek erreicht?
- Im Dezember 2024 stellte das Unternehmen aus Fernost DeepSeek-V3 vor, das Modell hat ca. 671 Milliarden Parameter und liegt bei vielen Tests gleichauf mit GPT-4, insbesondere bei der Sprachverarbeitung oder dem logischen Denken. Die Besonderheit, die von Anfang an der Wettbewerbsvorteil der Chinesen gegenüber den Amerikanern sein sollte, waren nicht die besseren Leistungsdaten, sondern die wesentlich größere Wirtschaftlichkeit. Wurde das Modell doch in lediglich 55 Tagen für nur 5,5 Mio. USD trainiert und damit nur mit einem Bruchteil der Kosten wie bei der Konkurrenz von OpenAI.
- Im Januar 2025 folgte dann der Big Bang. Der DeepSeek-Chatbot wurde veröffentlicht und stürmte innerhalb weniger Tage den US-iOS-App-Store und wurde zu einer der meistgeladenen Apps.
Warum stürzten Nvidia und der Nasdaq 100 ab?
Am 27. Januar 2025 stellte DeepSeek das fortgeschrittene LLM R1 vor und sorgte besonders im Westen für Furore. Der Nasdaq 100 fiel um 3%, die Nvidia-Aktie verlor sogar 17%, was ca. 600 Mrd. USD Marktkapitalisierung entsprach. Der chinesische Hang-Seng-Tech-Index stieg hingegen um 25% (er repräsentiert die 30 größten Tech-Unternehmen in Hongkong). Grund für die Ausschläge an den Märkten, die sich inzwischen nivellierten, war nicht, dass das chinesische Modell besser als die amerikanischen Widersacher war, sondern wesentlich effizienter in der Ressourcennutzung (vgl. technologische Meilensteine). Aufgrund der US-Sanktionen gegen China musste der Konzern aus Hangzhou statt auf moderne Hochleistungschips auf ältere Nvidia H800 setzen und ließ somit Zweifel aufkommen, ob moderne KI-Modelle wirklich große Rechenzentren und modernste Chips benötigen. Und dies vor dem Hintergrund, dass Präsident Trump nur sechs Tage zuvor mit den Chefs von OpenAI, SoftBank und Oracle ein 500 Milliarden schweres Ausbauprogramm für KI-Infrastruktur verkündet hat (vgl. KI-Supermacht USA: Wie Trump mit Stargate Europa und China abhängen will).

Abb. 1: Die von Deepseek veröffentlichten Zahlen untermauern den Anspruch wesentlich effizienter als die westliche Konkurrenz zu sein.
@Quelle: Deepseek.
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Welche geopolitischen Spannungen löst DeepSeek aus?
Kaum verwunderlich wurden die politischen Forderungen in den USA durch den zu erwartenden China-kritischen Kurs der Trump-Administration in Kombination mit verstärktem Marktprotektionismus lauter. So äußerte OpenAI die Sorge, dass es sich beim Konkurrenten aus Fernost um einen Konzern unter Staatskontrolle handele und die chinesische Regierung Zugang zu sensiblen Nutzerdaten von US-Bürgern erhalten könnte. Dies ist insofern richtig, als dass nach chinesischem Recht Unternehmen Nutzerdaten der Regierung zugänglich machen müssen. Allerdings handelt es sich um ein Open-Source-Modell, bei dem der Code auch auf anderen Servern gehostet werden kann und somit keine Nutzerdaten nach China fließen können. Daher nutzen u.a. Amazon oder Microsoft DeepSeek, welches allerdings von den Konzernen selbst gehostet wurde.
In der einschlägigen Fachpresse war fälschlicherweise zu vernehmen, dass OpenAI ein DeepSeek-Verbot für die USA forderte, dem ist jedoch nicht so, stellte Unternehmensrepräsentantin Liz Bourgeois klar. Vielmehr gehe es um eine Verschärfung der US-Exportbestimmungen. Demnach soll die Liste an Ländern erweitert werden, die Zugriff auf US-Modelle erhalten, wenn diese im Umkehrschluss auf die Nutzung von chinesischen Systemen verzichten.
Doch auch in der Volksrepublik ist die zunehmende Bedeutung von DeepSeek und die damit verbundene Gefahr von Wirtschaftsspionage ein Thema. Jüngst wurde bekannt, dass Mitarbeiter in Schlüsselpositionen ihre Pässe abgeben mussten, um Reiseaktivitäten zu hemmen und so einen möglichen Knowhow-Transfer zu verhindern.
Welche Folgen hat DeepSeek für europäische Unternehmen?
Dieser aufkommende Handelskonflikt der beiden Weltmächte ist durchaus nicht ganz ohne Relevanz für europäische Firmen. Die Marktmacht der US-Anbieter ist derzeit sehr einseitig, Alternativen, zumal günstigere, aus dem Reich der Mitte könnten durchaus interessant für deutsche und europäische Betriebe sein. Aufgrund der europäischen Datenschutzgesetzgebung und der Gefahr von Handelsspionage aber wohl eher in der eigens gehosteten Version. Auch könnte der Wettbewerbsdruck zu sinkenden Kosten bei den US-Konzernen führen, belebt Konkurrenz doch bekanntlich das Geschäft.
Welche Konkurrenz hat DeepSeek?
Doch auch innerhalb Chinas entsteht Konkurrenz. Der Suchmaschinenanbieter Baidu (百度) verhandelte lange mit Apple darüber, eine gemeinsame ChatGPT-Alternative für das iPhone für den chinesischen Markt zu entwickeln, allerdings entschied sich der Konzern aus Kalifornien letztlich für eine Zusammenarbeit mit Alibaba (阿里巴巴). Baidu intensivierte seine eigenen Bemühungen letztlich und veröffentlichte im März 2025 das multimodale KI-Modell Ernie 4.5, welches neben Texten auch Bilder und Videos erstellen kann. Der Konzern aus Peking (北京) behauptet, es wäre leistungsfähiger als GPT-4.5 und weise nur die Hälfte der Bereitstellungskosten von DeepSeek-R1 und nur 1% derer von OpenAI auf. Dazu wurde Ernie X1 veröffentlicht, ein Modell, das besondere Stärken im Schlussfolgern aufweist. Bislang konnte aber zumindest die Leistungsfähigkeit nicht nachgewiesen werden, weder im Vergleich zu DeepSeek, noch zu OpenAI.
Wie bewerten Experten DeepSeek?
Neben den teils vollmundigen Aussagen von DeepSeek selbst ist die Einschätzung globaler Experten differenzierter. Bernstein Analyst Stacey Rasgon beschreibt DeepSeek zwar als fantastisches Modell, allerdings auch nicht als ein neues Wunder-Tool auf dem KI-Markt. Es sei zwar durchaus konkurrenzfähig zu den Produkten von OpenAI, jedoch habe es keine eigenständigen bahnbrechenden Innovationen hervorgebracht. Diese Einschätzung kennt man oftmals über chinesische Unternehmen anderer Branchen, gute Kopien des Status Quo, aber eben keine darüber hinausgehenden Mehrwerte. Der Startschuss für einen globalen Wettstreit, wie man ihn im Kalten Krieg im Space Race kannte, sieht hingegen der Gründervater von Mosaic (dem ersten Webbrowser) Marc Andreessen, der DeepSeek A1 als den Sputnik-Moment in der KI-Branche bezeichnete. Er zieht somit eine Parallele zum ersten Satelliten im All, den die Sowjetunion 1957 startete und damals die USA schockte. Wähnten sich die Amerikaner doch damals technologisch weit vor dem Ostblock.
Es bleibt interessant zu beobachten, wie sie die unterschiedlichen Ansätze weiterentwickeln. Auf der einen Seite Chinas Anbieter, welche die ökonomisch günstige Bereitstellung ihrer Technologie als Schwerpunkt sehen und auf der anderen Seite die US-Konzerne, die jüngst mit Stargate eine 500-Milliarden-Offensive zum Ausbau der KI-Infrastruktur gelauncht haben. Hier bestehen gänzlich andere Denkansätze. Baidu und DeepSeek setzen auf einen ökonomischen Betrieb und schaffen es, für einen Bruchteil der Kosten konkurrenzfähige Systeme zur Verfügung zu stellen, was langfristig die US-Unternehmen unter enormen Preisdruck setzen wird.
Fragen?
Sie möchten besser verstehen, welche Auswirkungen DeepSeek und ähnliche Entwicklungen auf Ihr Unternehmen haben könnten – technologisch, wirtschaftlich oder strategisch?
Gerne erarbeite ich mit Ihnen, wo konkrete Chancen liegen und wo Handlungsbedarf besteht.

Autor
Sebastian Schulze
Sebastian Schulze ist ein gefragter Keynote Speaker und Experte für Künstliche Intelligenz und Big Data. Mit über einem Jahrzehnt Erfahrung macht er komplexe Technologien für Unternehmen verständlich. Seine Expertise im Marketing hat Unternehmen zu beeindruckenden Umsatzsteigerungen verholfen. Er inspiriert sein Publikum mit fundiertem Wissen und praxisnahen Strategien. Neben seiner beruflichen Tätigkeit engagiert er sich als Reserveoffizier bei der Bundeswehr.
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